Bericht Werra-Rundschau 03.01.18 Emily Spanel

Ursprung in New York

Kochen mit Knochen: Brühe gilt als Trend in Sachen Kulinarik

Werra-Meißner. Die Großmütter machten es notgedrungen, danach lange niemand mehr. Jetzt gilt es als total hip: Knochen auszukochen,um eine Brühe herzustellen. Auf den Trend-Trunk aus New York schwört auch Torsten Möller, Vorsitzender des Kreisbauernverbands.

Ein bisschen steht sie für die gute alte Zeit, als Oma noch die Knochen vom Sonntagsbraten ausgekocht hat, um stärkenden Sud zu bekommen: Brühe. Doch jetzt ist sie wieder in aller Munde, und das wortwörtlich. Kein Wunder, denn die Liste der positiven Wirkungen, die man ihr und vor allem dem enthaltenen Protein Kollagen zuschreibt, ist lang.

Knochenbrühe soll das Immunsystem, das Gewebe und die Knochen stärken. Sie soll gut für die Verdauung und für die Gelenke sein, soll Entzündungen, Stimmungsschwankungen und Falten vorbeugen. Für schönere Haut, Haare und Nägel soll sie sorgen und die Fettverbrennung ankurbeln. Und dann ist sie auch noch fastenkompatibel und so sättigend, dass sie ganze Mahlzeiten ersetzen kann.
Viel mehr als ein kurzfristiger Trend, findet Torsten Möller, Landwirt in siebter Generation aus dem Herleshäuser Ortsteil Archfeld und Vorsitzender des Kreisbauernverbands Werra-Meißner. „Nährstoffreich, heilend und ganz einfach in der eigenen Küche herstellbar“ sei die Knochenbrühe, sagt der Landwirt, dem insbesondere die Verwertung „vom Schwanz bis zur Nasenspitze“ zusagt: Denn auch Knorpel und Sehnen, also die beim Verbraucher so unpopulär gewordenen Teile des Schlachttieres, werden für eine nährstoffreich-aromatische Brühe benötigt.

So weit geht die Faszination Torsten Möllers, dass nun gemeinsam mit seiner Ehefrau Tanja und Tochter Julia eine Reise nach New York ansteht, direkt hinein ins Epizentrum des Trends: den Brühe-Shop „Brodo“ des gebürtigen Italieners Marco Canora. An dessen unscheinbarer Suppentheke im East Village gibt es „Brühe to go“ – zum Mitnehmen also; 300 Milliliter im Becher ab sechs Dollar und wahlweise vom Bio-Huhn, von Weiderinderknochen oder als fleischlose Version basierend auf Algen und Pilzen. Marco Canora gilt als Erfinder des Knochenbrühe-Trends, der von New York ausgehend die halbe Welt überschwemmt.

„Im Wartezimmer meines Arztes“, sagt Torsten Möller mit einem Lächeln, habe er in einer Fachzeitschrift zum ersten Mal von der als heilsam gepriesenen Wirkung der Knochenbrühe gelesen; vollends gefesselt war er nach einem Fernsehbeitrag über Marco Canora. Als Ober
haupt eines Familienbetriebs mit Limousin-Rinderzucht samt Direktvermarktung des delikaten Fleisches sitzt er an der Quelle – und was liegt da näher als der Praxistest. „(Mark)Knochen, Beinscheiben und Kochfleisch“, sagt Tanja Möller, hätten sich in der von ihr zubereiteten Variante bewährt, dazu kämen ganz klassisch Möhren, Sellerie und Lauch sowie etwas Tomatenmark für die kräftige Farbe. Das Fett wird abgeschöpft, die Brühe geklärt und in Fünf-Liter-Beuteln verpackt nach Hamburg geschickt, wo Möllers Tochter Julia lebt.

Diese ist mittlerweile überzeugt von der Wirkung der Knochenbrühe, die im Übrigen nicht mehr wie gewohnt mit Einlagen gelöffelt, sondern am besten pur getrunken wird. Wer etwa an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen leide, könne von einer Ernährung mit Brühe
profitieren – denn Kollagen ist ein Hauptbaustein des Darms, und in Form der Brühe eines der besten Lebensmittel, die man zu sich nehmen könne, um eine durchlässige Darmwand zu heilen und zu versiegeln, heißt es. „Natürlich ist das nur ein Baustein“, schränkt Torsten Möller ein. „Bei einer Ernährung aus vorwiegend industriell gefertigten, zuckerreichen Lebensmitteln und einem stressigen Alltag hilft Knochenbrühe allein auch nicht.“

Zwei Altenwohnheime im Kreis beliefern die Möllers mittlerweile mit dem Rohmaterial für die Knochenbrühe; die Resonanz sei phänomenal. Mit einem neu angeschafften Kühlfahrzeug können sie die Lieferung bis zur Haustür des Verbrauches garantieren. Nach der New-York-Reise mit Besuch bei Marco Canora wollen die Möllers weiterdenken – beispielsweise über einen Direktverkauf von trendiger, dann tiefgefrorener Knochenbrühe.

www.moeller-hof.de

Wussten Sie schon, dass …

Brühe ein echter „Weltenbürger“ ist?
Nahezu jede traditionelle Gesellschaft kochte Fleischknochen oder Fischgräten aus, um nährstoffreiche Brühen zu gewinnen. Im Paris des 18. Jahrhunderts etwa, so eine Anekdote, soll es eine Suppenküche mit dem lateinischen Namen restaurabo (zu deutsch: „Ich will euch erquicken“) gegeben haben. Dieser wurde später zu Restaurant – einem Ort, an dem man sich „restauriert“.

… Knochenbrühe besonders nahrhaft ist, wenn sie im Kühlschrank zu wackeliger Gelatine wird?
Wenn Kollagen beim Kochen frei wird, entsteht Gelatine. Je fester also die Konsistenz der Brühe im erkalteten Zustand, desto mehr von dem wertvollen Protein, das den Körper elastisch und widerstandsfähig macht, enthält sie. … die Zugabe von verpönten Knorpel und Sehnen für die besten Brühen sorgt? Durch das lange Kochen werden sogenannte Glukosaminoglykanen (zum Beispiel Hyaloron) gelöst. Die Wirkstoffe sollen für gesunde Gelenke sorgen und dienen der Reduzierung von Gelenkschmerzen und Arthrose. Füße, Hälse und Knöchel gibt es beim Metzger, der selbst schlachtet.

… es für die Herstellung des gesunden Trunks vor allem Zeit bedarf?
Für die meisten Hühnerbrühen sind sechs Stunden köcheln ideal, damit das Bindegewebe in den Knochen Kollagen und Mineralien abgibt. Für Rinder- und Lammbrühen aus großen Knochen wird eine Kochzeit von bis zu 18 Stunden empfohlen. Generell gilt: Brühen können nie zu lang gekocht werden. (esp)

 

Bericht Werra-Rundschau 26.11.16 Friederike Steensen

Die Landwirte zeigen Gesicht

Kreisbauernverband wirbt mit humorvoller Kampagne um Aufmerksamkeit

wir-machen-dasAckerbauern, Tierhalter, Gemüseproduzenten: Diese heimischen Landwirte wollen für ein freundlicheres Bild der Landwirtschaft im Werra-Meißner-Kreis sorgen. Für eine Plakataktion des Kreisbauernverbands fungierten sie mit ihren Tieren und Feldfrüchten als Amateurmodells – und stellten das Projekt in der Deula vor. Foto: Steensen

 

 

Werra-Meißner. Autofahrer im Kreis werden vermutlich häufiger schmunzeln. Denn der Kreisbauernverband (KBV) Werra-Meißner wirbt jetzt mit einer humorvollen Kampagne unter dem Motto „Wir machen das!“ auf großen Plakaten für die heimische Landwirtschaft.

Die Models kann man leicht auf dem Traktor treffen, auf Kuhweiden und am Bienenstock.

Denn zwölf Landwirte und ihre Familien zeigen für die Aktion Gesicht. Sie weisen mit einem Augenzwinkern darauf hin, dass unsere Lebensmittel nicht aus dem Supermarkt stammen – sondern von Menschen aus der Region, die sich um ihre Nutztiere kümmern, die Landschaft pflegen oder mit Biogasanlagen, Photovoltaikanlagen und Windrädern nachhaltig Energie produzieren. Dabei beweisen die Amateur-Models eine Menge Humor und warfen sich für Fotografin Regine Rohmund auch in ungewöhnliche Posen. Torsten Möller aus Röhrda küsst zum Beispiel eine Kuh, Philipp Kawe aus Hebenshausen posiert mit einem Weizenglas voll Getreide – und Magnus Sauer stemmt ein Pferd: „Eigentlich hatte ich eine große blaue Wassertonne auf der Schulter“, verrät der Hessisch Lichtenauer, der mit seiner Familie einen Pferdepensionsstall betreibt. Für die Fotomontagen und die flotten Sprüche war das Team der Werbeagentur Pesadorado (Datterode) zuständig. Das Ergebnis kam bei den vielen Gästen, die am Freitag zum offiziellen Start der Kampagne nach Witzenhausen kamen, gut an.

Neue Wege gehen

„Sie geben der Landwirtschaft ein Gesicht!“, lobte Dr. Hans Hermann Harpain vom Hessischen Bauernverband. Der Weg in die Öffentlichkeit sei wichtig, weil viele Menschen nicht mehr wüssten, wie die Landwirte Lebensmittel herstellen – und weil gerade bäuerliche Familienbetriebe angesichts sinkender Weltmarktpreise neue Wege gehen müssten, wie Vize-Landrat Dr. Rainer Wallmann ergänzte.

Auch Witzenhausens Bürgermeisterin Angela Fischer forderte, dass die Landwirte mehr Einblick in ihre Arbeit geben. „Bei Landwirtschaft denken noch viel zu viele Menschen eher an Bauer sucht Frau“, spielte sie auf die Fernsehsendung an.

„Jeder, der an den Plakaten vorbeifährt, hält kurz inne und denkt vielleicht darüber nach“, drückte Deula-Chef Henry Thiele die Hoffnung der zahlreichen Sponsoren aus.

• Zusätzlich zur Plakatkampagne hat der KBV Kalender mit den Motiven drucken lassen, die in der Geschäftsstelle gegen eine Spende erhältlich sind.

 

Bericht der Sügringgauschule Herleshausen 14.07.2016 Frau Hegel

Bauernhof zum Anfassen

suedringgauschule-2016Am 14.07.16 besuchten die Klassen 5a und 5b der Südringgauschule Herleshausen den Bauernhof Möller in Röhrda.

Zu Beginn erklärte Herr Möller verschiedene Futtermittel, deren Herstellung, Verarbeitung und warum die Kühe diese Futtersorten benötigen. Die Kinder durften das Futter anfassen und daran riechen. Anschließend ging es in den Stall der Milchkühe, wo der Deckbulle stand. Jungkühe und Kälber wurden gestreichelt. Die Familie Möller besitzt auch Schlachtrinder, die in einer Mutterkuhherde auf der Weide stehen. Auf der Weide konnten die Kinder ein frisch geborenes Kalb sehen. Herr und Frau Möller klärten alle Schülerfragen kindgerecht. Die Kinder durften sogar einen Finger in die Melkmaschine stecken, um deren Funktion kinästhetisch nachvollziehen zu können. Nach einer Pause mit gesponserten Lebensmitteln des regionalen Fleischers und Bäckers durften die Kinder sogar noch einen kleinen Traktor fahren. Es war ein rundum gelungener Tag mit bester Laune, großem Lernzuwachs und ECHTEN Erfahrungen mit allen Sinnen.

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Rundfahrt mit dem Teleskoplader. Torsten Möller weist die Kinder erst ein, danach dürfen sie eine Runde über den Hof drehen.

 

 

 

 

Bericht Werra-Rundschau 7.10.2016 Florian Künemund

Weit denken, nah kaufenregionalmarktfuehrer-wmk

Kreis stellt 180 heimische Lebensmittelerzeuger mit Broschüre und Internetseite vor

Werra-Meissner. Der Fachbereich Landwirtschaft der Kreisverwaltung hat mit einigen Partnern eine Broschüre und einen Internetauftritt herausgebracht, die das breite Spektrum regional hergestellter Lebensmittel präsentieren. Ein Überblick:

Das Konzept

Über 180 Lebensmittelerzeuger aus dem Landkreis stellen sich in den „Regionalen Entdeckungen Werra-Meißner“ vor. Dazu zählen Metzger, Bäcker, landwirtschaftliche Direktvermarkter, Gärtnereien, Brauereien, Brennereien, Imker, Fischzüchte, Mostereien und viele mehr. Die Darstellung erfolgt über Bilder, Produktionsübersichten und Firmenporträts.

Die Idee

„Mit den regionalen Entdeckungen Werra-Meißner schließen wir eine Lücke“, sagt Erster Kreisbeigeordneter Dr. Rainer Wallmann, „denn bislang gab es keinen aktuellen Überblick über das vielfältige Angebot an regionalen Lebensmitteln. Dies ist eine gute Möglichkeit, um zum Dialog zwischen Erzeugern und Verbrauchern anzuregen“, so Wallmann.

Die Verbreitung

Die Broschüre ist kostenlos erhältlich. Sie liegt aus bei der Kreisverwaltung, den Gemeinden, den beteiligen Lebensmittelherstellern sowie an den Infopunkten des Naturparks Meißner-Kaufunger Wald. „So schlagen wir die Brücke zum Tourismus. Denn Leute von anderswo wollen heimische Spezialitäten probieren oder als Präsent mit nach Hause nehmen“, sagt Naturpark-Geschäftsführer Marco Lenarduzzi. Aber es sei ebenso wichtig, das Angebot den Menschen in der Region zu präsentieren, ergänzt Gerhard Müller-Lang vom Fachbereich der Kreisverwaltung. Denn auch diese seien sich oft der Bandbreite gar nicht bewusst. Die Internetseite hat die Adresse: www.regionale-entdeckungen-wmk.de

Die Homepage

Im Internet gibt´s aktuelle Informationen zu Wochenmärkten, Veranstaltungen, Initiativen (etwa: Projekt zum Erhalt alter Süßkirschsorten) und Lebensmittelherstellern. Diese können Nutzer in bestimmten Kategorien suchen, beispielsweise sind Eingrenzungen auf bestimmte Orte oder aber auf Produktgruppen wie Fleisch möglich. Zudem gibt´s eine Karte des Werra-Meißner-Kreises, auf der die Betriebe eingezeichnet sind.

Die Akteure

Die „Regionalen Entdeckungen Werra-Meißner“ hat der Fachbereich Landwirtschaft des Kreises zusammen mit dem Kreisbauernverband, dem Naturpark Meißner-Kaufunger Wald, der Ökolandbau Modellregion Nordhessen und mit finanzieller Unterstützung durch Leader-Fördermittel des Vereins für Regionalentwicklung Werra-Meißner finanziert und entwickelt.

 

Bericht Werra-Rundschau 18.02.2016

Umsatteln schwer machbar

Torsten Möller baut parallel zum Milchbetrieb eine Mutterkuhherde auf img_1060

Nischen finden oder umzusatteln ist insbesondere für Milchviehhalter kaum möglich. Wer Milchbauer wird, trifft eine Entscheidung fürs Leben, sagt Sprecherin Franziska Wollandt vom Kreisbauernverband und verweist auf hohe Investitionskosten, Aus- und Umbildung und die Betriebsumgestaltung. Zumeist bleibe man dann ein reiner Milchkuhbetrieb. Auch bei schlechtem Absatz die Produktion von Milch zu drosseln, geht nicht wie beispielsweise in der Automobilindustrie, sagt Landwirt Thomas Küllmer. Bei Kühen könne man die Milchleistung nicht mal runter-  und dann wider herauffahren. Und so lagerfähig wie Getreide sei Milch auch nicht, benennt Küllmer einen weiteren Hinderungsgrund, auf den Markt flexibler reagieren zu können.

Einen Weg der Veränderung beschreitet aber Torsten Möller, der neue Vorsitzende des Kreisbauernverbandes. Er baut seit zweieinhalb Jahren parallel zu seinem Milchbetrieb eine Mutterkuhherde auf. Aber auch das Schaffen eines zweiten Standbeines ist wieder mit neuen Investitionen verbunden – und damit nicht für jeden Milchbauern so ohne weiteres machbar. (mle)

 

Bericht Werra-Rundschau 24.10.2015

Kälbchen begeisterte

15 Grundschüler aus Röhrda besichtigen einen Bauernhof

Röhrda. 15 Schüler der Mittelpunkt-Grundschule in Röhrda haben jüngst dem Milchviehbetrieb von Torsten Möller in Röhrda einen Besuch abgestattet. Zunächst zeigte Möller den Kindern, welche Ackerkulturen auf seinem Betrieb angebaut werden, und welches Futter die Milchkühe zu fressen bekommen.

Ganz mutige trauten sich sogar, vom Schrot und dem Viehsalz zu probieren. Auch was alles aus Milch hergestellt werden kann, wurde ausgiebig besprochen. Die Schüler stellten dabei ihr Wissen unter Beweis – und stellten viele Fragen. Denn was passiert eigentlich, wenn der Raps von Käfern befallen ist? Möller stand Rede und Antwort und zog ein paar getrocknete Rapspflanzen als Anschauungsmaterial heran.

Anschließend wurde der Milchviehstall besucht. Ein erst einen Tag altes Kälbchen wurde ausgiebig bestaunt und gestreichelt. Die Schüler zeigten sich beeindruckt, wie groß so ein Kälbchen kurz nach der Geburt doch schon sei.

Ausgiebige Stärkung

Einige Tiere befanden sich noch auf der Weide. Dass diese auf Zuruf reagierten und sich sehr neugierig zeigten, war für die Kinder besonders spannend. Im Anschluss daran durften alle Schüler den Melkstand besichtigen. Zehn Kühe können dort gleichzeitig gemolken werden. Die Schüler erfuhren, wie die Melkzeuge arbeiten und durften es selbst ausprobieren.

Da ein Bauernhofbesuch auch hungrig macht, durften sich die Kinder bei frischer hofeigner Milch, belegten Brötchen und Joghurt stärken. Die Brötchen spendete die Bäckerei Wolf, die Fleischerei Opfer aus Netra steuerte die Wurst und der Neukauf Datterode Käse, Gurken und Tomaten bei. Der Joghurt wurde von der Molkerei DMK gesponsert. Zum Schluss durften alle noch einmal auf dem kleinen Hoftrack mitfahren, was vor allem den technikbegeisterten Schülern besonders gut gefiel. (red/esp)

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Im Melkstand: Landwirt Torsten Möller erklärte den Grundschulkindern die Funktionsweise der Geräte.

 

 

 

 

 

Bericht Werra-Rundschau 30.07.2015

Auch die Gülle ist wertvoll

img_0821Bauernhof zum Anfassen: Landwirt Torsten Möller aus Röhrda erklärte den Fünftklässlern alles über die Milchvieh-Wirtschaft – streicheln der Kühe inklusive.

Fünftklässler der Südringgauschule besuchen Landwirt Torsten Möller in Röhrda

Röhrda. Dass Weizenkörner zu „Kaugummi“ werden können, wenn man sie nur lange genug kaut, dass Schwalben die besten Fliegenfänger sind und dass Kühe vorne am Oberkiefer keine Zähne haben und trotzdem beißen können – für zwei fünfte Klassen der Südringgauschule gab es kurz vor den Ferien richtig was zu entdecken. Sie besuchten mit ihren Lehrern den Bauernhof von Torsten Möller in Röhrda. „Das war mehr als Unterricht“, lautet das Resümee des Schülers Andre, als er über den Bauernhofbesuch reflektierte.

Alle Kühe in Möllers Stall können 3500 Menschen mit Milch und Milchprodukten versorgen und zwar umweltfreundlich und nah aus der Region, lernten die Fünftklässler. „Zusätzlich wird unsere Landschaft gepflegt und die grünen Pflanzen, insbesondere Raps, produzieren reichlich Sauerstoff für uns Menschen“, sagt Möller. Deshalb sei es dramatisch, wenn immer mehr landwirtschaftliche Betriebe aufgeben werden. Den Wert eines gesunden Nahrungsmittels und die Achtung vor dem Tier vermittelte Möller überzeugend. Seine gute Beziehung zu den Tieren konnte man nachempfinden, als die Schüler die zutraulichen Tiere streichelten und diese dabei genussvoll innehielten. Der Jungbulle Ingo erschien so ruhig wie die wertvolle Kuh Grace vom Schauedamm und der große Deckbulle Samuel, dem man aber trotzdem mit Respekt begegnen sollte. Am Ende hatte man viel gelernt: Es wurde berichtet über Embryotransfer und Ammenkuhhaltung, hornlose Kühe, Leittiere in der Herde, Gefühle einer Mutterkuh zu ihrem Kälbchen und dass auch Kühe einen Sonnenbrand bekommen können. Und natürlich wurde die Melkmaschine ausprobiert und der Sog am eigenen Daumen nachempfunden. „Durch Torsten wissen wir jetzt mehr über Kühe und Nahrungsmittel“, weiß Joy zu berichten „und dass sogar das Ausscheidungsprodukt Gülle wertvoll ist.“

Traktorfahrt

Nach so vielen Eindrücken durften sich die Schüler erste einmal mit belegten Brötchen und Milchmixgetränken stärken, die die Bäckerei Stange, die Metzgerei Schneider und die Molkerei DMK gesponsert hatten, bevor dann der absolute Höhepunkt kam, nämlich auf den kleinen Weidemann und den 220-PS starken John Deere zu steigen. Zum Schluss wurden in einem Quiz die verschiedenen Futtermittel noch einmal wiederholt, die Tiere ein letztes Mal gestreichelt, bevor die Fünftklässler beseelt von den vielen guten Eindrücken die Heimfahrt antraten. Besuche von landwirtschaftlichen Betrieben finden auch auf anderen Bauernhöfen in der Region statt. Das Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ ist eine Initiative des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, des Hessischen Kultusministeriums und des Hessischen Bauernverbandes und wurde vor 15 Jahren ins Leben gerufen. Zielgruppen der Initiative sind vor allem Schulen der Sekundarstufe I und II, Kindergärten und Kindertagesstätten sowie Kinder- und Jugend-Freizeitgruppen. Ziele der Initiative sind unter anderem die Darstellung der nachhaltigen Erzeugung von Lebensmitteln und die Verdeutlichung der Wichtigkeit der Landwirtschaft für die Gesellschaft. Zudem sollen Einblicke in das Berufsbild des Landwirts gegeben und die Kinder und Jugendlichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren und Pflanzen sensibilisiert werden. (red/dir)

 

Bericht Werra-Rundschau 06.03.2015  Kerstin Weber

Torsten Möller steht Bauern im Werra-Meißner-Kreis vor

bild-torstenReichensachsen. Der Kreisbauernverband Werra-Meißner wählte während seiner Jahreshauptversammlung wie erwartet Torsten Möller aus Archfeld mit 91,6 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden. Die Wahl war keine Überraschung. Möller, der bereits im engeren Vorstand mitwirkte, war der einzige Bewerber auf das Amt und erhielt 87 von 95 Stimmen.

Horst Kupski verabschiedet sich vom Kreisbauernverband, dessen Geschicke er 15 Jahre geleitet hatte, aus Altersgründen. Mit 65 Jahren konnte er nicht mehr wiedergewählt werden. Als Landwirt mit einem eigenen Hof in Niederhone kommt er aus der Mitte der Bauernschaft im Kreis und vertrat deren Interessen mit großem persönlichen Engagement. „Ich fing in diesem Amt an, als BSE gerade akut wurde“, sagte Kupski. „Seither haben wir viel bewegt.“ Er setzte sich dafür ein, in der Fütterung vom Tiermehl wegzukommen und trotz Autobahnbau 1000 Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen zu erhalten. Außerdem wirkte er im Hessischen Bauernverband im Ausschuss für demografischen Wandel mit. Friedhelm Schneider, Präsident des Hessischen Bauernverbandes sagte: „Horst Kupski hat die Interessen seiner Region immer mit Nachdruck nach vorne gebracht.“

Der 45-jährige Torsten Möller ist verheiratet und Vater von drei Kindern. 1988 übernahm er einen 160-Hektar-Betrieb mit 100 Milchkühen. In seiner Ansprache führte er die fehlende Wertschätzung landwirtschaftlicher Produkte in der Konsumgesellschaft vor Augen. „Ein Kilogramm Gehacktes kann man bereits für 3,99 Euro bekommen. Aber 850 Gramm Katzenfutter kosten nur einen Euro weniger.“ Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, kritisierte in seiner Rede die Düngeverordnung der EU.

 

Bericht Werra Rundschau 31.10.2014 Franziska Kiele

Embryonen-Transfer: Züchter aus Röhrda setzt auf Limousin-Rinder

Stolze Rinderzüchter: Torsten Möller will in Zukunft von Milchkühen auf Mutterkuhhaltung umstellen. Seine Frau Tanja und Sohn Paul unterstützen ihn dabei. Die Limousin-Rinder im Vordergrund des Bildes sind das erste Ergebnis der neuen Zuchtidee der Familie. Foto: Kiele
Stolze Rinderzüchter: Torsten Möller will in Zukunft von Milchkühen auf Mutterkuhhaltung umstellen. Seine Frau Tanja und Sohn Paul unterstützen ihn dabei. Die Limousin-Rinder im Vordergrund des Bildes sind das erste Ergebnis der neuen Zuchtidee der Familie. Foto: Kiele

Röhrda. Landwirte sagen: Mit schwankenden Milchpreise lässt sich nicht mehr planen. „Für eine kurze Zeit hatten wir mal einen Milchpreis von 22 Cent pro Liter, da kann man kaum noch schlafen“, sagt Torsten Möller. Der Milchbauer steigt um: Embryonen-Transfer ist das Zauberwort.
820.000 Liter Milch werden auf dem Hof von Landwirt Torsten Möller im Jahr produziert. Davon können 3500 Menschen im Jahr ernährt werden, sei es durch die Milch in Schokolade, Käse oder Quark. Wie allerdings die Zukunft von Milchbauern in den nächsten Jahren aussieht, kann keiner genau sagen. Torsten Möller hat sich für seinen Hof etwas Neues überlegt: Er möchte auf Mutterkuhhaltung umsteigen.
Embyronentransfer heißt das Zauberwort, das komplizierter klingt, als die Sache an sich ist. Limousin-Rindern werden mit Hilfe einer Spritze besamt. Sobald die Eier befruchtet sind, rückt ein Tierärzteteam mit einem Laborbus an und schaut nach, wie viele Embyronen sich gebildet haben. Diese werden dann mit einer Lösung herausgespült und bei den schwarzbunten Kühen eingepflanzt. Davon hat Möller durch die Milchproduktion 100 Stück, somit können in kurzer Zeit mehr Kälber heranwachsen. Die ganze Prozedur kann man mit einer Leihmutterschaft vergleichen. Möllers Ziel ist es, in Zukunft die Zuchttiere zu verkaufen und die Direktvermarktung des Fleisches der Rinder voranzubringen.
Limousin-Rinder hat Familie Möller bereits gekauft und auf dem Hof leben auch schon Kälber, die durch den Embryonentransfer auf die Welt gekommen sind. Zu Beginn der Umstellung haben sie auf einer Tierschau den Bundes-Champion unter den Limousin-Rindern und später auch den Hessenchampion gekauft. „Ich wünsche mir, dass wir eine gesunde Herde aufbauen können und in Zukunft Erfolg in der Vermarktung haben“, sagt Torsten Möller.
Die Umstellung auf die Mutterkuhhaltung soll Schritt für Schritt erfolgen. Im nächsten Jahr ist Milch noch die Haupteinnahmequelle der Familie. Doch mit schwankenden Milchpreisen lässt sich schwer planen. „Für eine kurze Zeit hatten wir mal einen Milchpreis von 22 Cent pro Liter, da kann man kaum noch schlafen. Es ist deprimierend zu sehen, dass Mineralwasser teurer ist als Milch“, sagt Möller.
Auf dem Hof von Familie Möller leben derzeit 100 Milchkühe und zirka 80 Jungtiere. Bulle Nils hat seinen eigenen Platz im großen Stall. Die vier und sechs Wochen alten Limousin-Kälber, die durch den Embryonentransfer gezeugt wurden, haben vor dem großen Stall der schwarzbunten Kühe ihren eigenen Stall. „Den Limousin-Rindern ist auch bei 20 Grad minus nicht kalt“, erzählt Torsten Möller. „Sie sind sehr zahm und haben besonders viel Muskelmasse“, fügt Tanja Möller hinzu. Die Rinderrasse kommt aus der Region Limousin in Frankreich, haben ein braunrotes Fell und werden als Fleischrind gezüchtet.